Überhorizont-Radarstation “Tschernobyl-2” Betonplattenstraße zum Objekt "Tschernobyl-2" Die grosse Antenne Das Tor zum Gelände Das Tor zur Militärsiedlung Die Kommandozentrale Soldatenkantine Eingang zur Kantine Das grosse Antennenfeld Staatlicher Betrieb "Komplex" Das Gebäude des Wachdienstes Erläuterung der Verkehrsschilder Das grosse Antennenfeld Der Wachturm "Sei stolz, Krieger! Du überwachst den Himmel eines sozialistischen Staates!" Die Sicherheit und Arbeit des sowjetischen Volkes muss gewärleistet und geschützt sein!" "Das militärische Handwerk tatsächlich erlernen...W.I.Lenin" WLKSM -  „Gesamtsowjetischer Leninscher Kommunistischer Jugendverband“ "Soldat! -  Am Wachposten mit der Fahne bewachst du das Heiligtum deiner Einheit!" "Die Pflichten eines Wachsoldaten" "Dienstvorschrift zur Entsicherung der Waffe" Dienstvorschrift über die Kontrolle des Maschinengewehres "Hast du dich zu den Freiwilligen einschreiben lassen?" "Soldat! - vervielfache die ehrenreichen Kampftraditionen!" "Immer kampfbereit!" Wladimir Musiez, der letzte Kommandeur der Radarstation erinnert sich: “ Im Jahre 1969 wurde der Bau des Objektes beschlossen. Ich kam ein paar Monate vor der Inbetriebnahme im Jahre 1976 als Stabsoffizier hierher und wurde acht Jahre später zum Kommandeur ernannt. Diesen Posten behielt ich bis zur Schliessung der Anlage im August 1988. Von der Katastrophe am Kernkraftwerk hörte ich 2 Stunden nach der Explosion. Zusammen mit dem Kommandeur des ABC-Trupps Schewtschenko nahmen wir Messungen auf dem Weg nach Pripjat und später auch in Pripjat vor. Um 11 Uhr morgens beschloß ich, die Radaranlage abzuschalten. Die Ventilation saugte kontaminierte Luft aus der Umgebung in die Räume hinein, was die sensible Elektronik beschädigen würde. Seit dem war die Radaranlage nie wieder im Betrieb. Eineinhalb Jahre später wurde beschlossen, das Objekt aufzugeben. Zu diesem Zeitpunkt war klar, dass die hohe Radioaktivität die Arbeit hier unmöglich machte. Den ersten vergeblichen Versuch der Dekontaminierung unternahmen wir bereits im Juni 1986. Damals hatte ein ABC-Schutztrupp 3 Tage lang versucht das Gelände zu säubern - vergebens. Wenige Tage später zeigten die Messungen die absolute Sinnlosigkeit dieses Unterfangens.” Im länglichen Gebäude wurden Signaleingang Verstärker untergebracht. Das äussere Element des grossen Antennenfeldes Garagen Hilfsgebäude Das kleine Antennenfeld Zum heutigen Tage hat sich die Strahlenbelastung rund um das Objekt im Übrigen normalisiert und liegt an der Erdoberfläche und den Antennen etwas höher als die natürliche Hintergrundstrahlung. Doch das Objekt erweckt leider nicht nur das Interesse der neugierigen Besucher und Verschwörungstheoretikern aus aller Welt. Die Gesamkosten der Radaranlage waren doppelt so hoch wie die des in neun Kilometern gelegenen AKWs. Außer der für damalige Verhätnisse unbezahlbaren High-End-Elektronik und andere Technik wurden hier tausende Tonnen hochlegierten Metalls verarbeitet, die vor allem heute en großes wirtschaftliches Interesse wecken. Nach dem die Anlage ihre militärische Funktion verloren hatte, wurden die Zuständigkeiten an den staatlichen Betrieb “Komplex” übergeben. In erster Linie bestand die Aufgabe darin, die Anlage zu überwachen - zum Schutz vor Metalldieben und Plünderern. Im Jahre 2007 wurden ca. 2/3 der Vibratoren des kleineren Antennenfeldes demontiert. Ein Teil der Beute liegt immer noch auf dem Gelände herum und stellt somit die Legalität dieser Arbeiten in Frage. Nach langem Überlegen der Behörden wurde die Anlage für den “Zonentourismus” freigegeben um das Potenzial irgendwie sinnvoll nutzen zu können.                                                                                                                                                                                                          Der komplette Aufstieg auf die grosse Antenne in 150 m Höhe     Der Aufzug Die Militärsiedlung "Tschernobyl-2" Die einzige Zufahrtstrasse zum Objekt Die Kommandozentrale Wohnheime Das Lenin AKW in 9 km Ferne Der Abstieg Trotz des recht ungepflegten Äußeren der Radar-Antennen ist der tatsächliche Zustand als erstaunlich stabil zu bezeichnen. Die weißen Vibratoren sehen nach über 30 Jahren wie frisch lackiert aus, auch die Leitern bis zur obersten Plattform erweisen sich als fest und zuverlässig. Die Bodenplatten sind trotz Rostschicht intakt und gut begehbar. Die Rohre des Hauptgerüstes haben einige Korrosionsstellen, die sich aber nicht unbedingt auf die Stabilität der gesamten Konstruktion auswirken müssen. Anders sieht es am Fuß der Antennen aus: die Betoneinfassungen zeigen Risse und Brüche. Ähnliche Radaranlagen wurden bereits in zwei Etappen gesprengt. Da die Stahlenschutzverordnung in der Sperrzone aber Sprengungen aller Art untersagt und eine Demontage mit professionellen Kletterern zu teuer wäre, wird sich in nächster Zeit nicht viel an der Situation dieses Objektes ändern.   Demontierten Vibratoren des kleineren Antennenfeldes Am Ende des kleineren Antennenfeldes Nicht weniger beindruckend und mindestens genauso wichtig für den Betrieb der Radaranlage war das Rechenzentrum, das in einem zweistöckigen Gebäude einige hundert Meter neben den eigentlichen Antennen untergebracht war. Die von den beiden Antennenfeldern empfangenen Signale wurden hier zusammengefasst, analysiert und gespeichert. Das Rechenzentrum wurde für die damaligen Verhältnnisse mit der neusten und zuverlässigsten Elektronik ausgestattet. Um die Anlage mit Strom zu versorgen wurde eine eigene Hochspannungsleitung vom AKW aufs Gelände gelegt. Die endlosen Regale in den Räumlichkeiten und ausgeschlachteten Elekronikmodule vor dem Gebäude zeugen vom einst enormen Ausmaß der Kapazitäten. Das Gebäude des Rechenzentrums Die empfangenen Signale wurden mit HIlfe von mehreren Rechenmaschinen (1 MFLOPS) digital bearbeitet - für die damaligen Verhältmisse einer der leistungsstärksten Computer überhaupt. Die Programme der Rechenmaschinen wurden auf nicht löschbaren Medien gespeichert, die nur mechanisch zesrtört werden konnten. Alle Rechenmaschinen und Spezialcomputer waren redundant vorhanden. Bei Ausfall eines der Speichersysteme wurde es automatisch durch ein anderes, in Reserve gehaltenes ersetzt. Nach der Katastrophe wurden die wichtigsten elektronischen Systeme demontiert und zur weiteren Nutzung an der ähnlichen Radaranlage nach Komsomolsk am Amur gebracht. Die restlichen verbliebenen Gerätschaften enthielten in ihren Bausteinen oft reines Gold. Mit der Übergabe der Anlage an “Komplex” begann hier das grosse Ausschlachten auf legale und illegale Weise.   "Technnische Dokumentation" Ein Vorfall, der sich hier am 26.September 1983 ereignet hat, sollte in der Geschichte von Tschernobyl-2  nicht unerwähnt bleiben: In der 100 km von Moskau entfernten Kommandozentrale der sowjetischen Weltraumstreitkräfte “Serpuhow -15” ging ein Sattelitensignal über den Start von ballistischen Raketen auf einem Militärstützpunkt in den USA ein. Der Offizier Stanislaw Petrow leitete die Meldung aufgrund seiner Vermutung, dass es sich womöglich um einen Fehlalarm handeln könnte, nicht an das Verteidigungsministärium weiter. Es blieben zwei Möglichkeiten seinen Verdacht zu überprüfen: die Erste war abzuwarten, bis die Flugkörper in Reichweite der konventionellen Radar-Systeme gekommen waren. Die andere - den  Start der Raketen mit Hilfe einer Überhorizont-Radarstation zu lokalisieren. Die Informationen über die Raketen im Anflug konnten vom Personal in Tschernobyl - 2 nicht bestättigt werden. Später entpuppte sich der Vorfall als eine Störung des Satteliten-Warnsystems, die durch eine Reflektion des Sonnenlichts in den hohen Wolken verursacht wurde. Die Informationen über diesen Vorfall gelangten erst nach der Aufhebung der Geheimhaltungsstufe im Jahre 1993 an die Öffentlichkeit. Der frühere Offizier der Kommandozentrale Petrow erhielt 2006 im Stabsquartier der UNO eine Miniaturstatue in Form einer von einer Hand gehaltenen Weltkugel mit der Gravur “der Mensch der einen Atomkrieg verhindert hat”.   Nach Jahren erfolgloser Versuche, auf das Gelände eines der wohl interessantesten Objekte in der Sperrzone von Tschernobyl zu kommen, gelingt es endlich eine Genehmigung zu bekommen. Die einzige Zufahrt zum Gelände der Radaranlage - eine schmale Betonplattenstraße, typisch für viele militärische Objekte der ehemaligen Sowjetunion - führt kilometerweit durch einen dichten Nadelwald. Sie endet an einem geheimnisvollen, geradezu von Mythen umgebenen Ort, der viele Namen trägt: “Russian Woodpecker”- für das typische Specht-ähnliche Klopfgeräusch im Radioempfang, “Steel Yard” - als NATO-Codename oder “DUGA-3“ - als Bauartbezeichnung. Um für Verwirrung beim potentiellen Feind zu sorgen, wurde tatsächlich der bescheidene Name “Tschernobyl-2” genutzt... Langsam werden die  Umrisse der gewaltigen Antennenfelder am Ende der Strasse sichtbar. Von der Bauphase des Komplexes Anfang der 70er Jahre bis zur Katastrophe 1986 und einige Jahre danach unterlag die Radaranlage der strengsten militärischen Geheimhaltung. Selbst die Bewohner der 12 Kilometer entfernten Stadt Pripjat wussten nicht genau, worum es sich bei dem Ungetüm, das über den Wald herausragte, tatsächlich handelte. Sie wunderten sich über die riesiegen Kräne, mit Hilfe deren man die stählerne Konstruktion montiert hatte. Parallel entstand eine kompakte Militärsiedlung aus 5-stöckigen Wohnblocks für die Familien der bediensteten Spezialisten und Offiziere... Auch die Jahre nach der Katastrophe wurde die Anlage streng bewacht. Erst wenige Tage vor der Reise war der Zutritt für Besucher durch die zuständige Behörde offiziell freigegeben worden... Ein verschlafener Wachmann macht nach einem kurzen Dokumentencheck das Tor auf. Es gibt dutzende Verschwörungstheorien über den Einsatz von DUGA-3. Die Spanne reicht vom Auslöser der Reaktorkatastrophe, über die Beeinflussung des menschlichen Bewusstseins bis hin zur Verwendung als Geo-Waffe um das Wetter zu beienflussen und sogar Erdbeben zu verursachen. Tatsächlich handelt es sich um ein Teil eines Frühwarnsystems für den Fall eines nuklearen Angriffs aus dem Westen. Genau genommen um einen Empfänger, dessen Sender 60 km entfernt nahe eines Ortes namens Ljubetsch in der Tschernigow Region errichtet war. Die riesiege,150 m hohe und 750 m lange Konstruktion war im Stande, die von der Ionosphäre reflektierten Kurzwellen des Senders zu empfangen und somit das gesamte Territorium der westlichen Hemisphäre zu überwachen. Zusammen mit der Anlage in Tschernobyl-2 waren zwei weitere ähnliche Radaranlagen in Nikolajew und Komsomolsk am Amur in das ABM (anti ballistic missile) - System der ehemaligen UdSSR eingebunden. Die Reichweite der Anlage betrug mit einer Sendeleistung von 10MW und einer Pulsrate von 10 Hz bis zu 15.000 km... Der große Platz hinter dem mit zwei Sternen geschmückten Tor ist nahezu übersät mit Agitationsmalereien und Parolen der sowjetischen Armee, die den Besucher in die Atmösphäre des Kalten Krieges versetzen. Entlang einer Kaserne und einer Kantine auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes geht es in Richtung Antennenfelder. Die Radarstation diente zum frühzeitigen Aufspüren des Einsatzes von strategischen Waffen des potentiellen Gegners. Während der Testphase kamen einige Nachteile des Systems ans Licht. Die technischen Besonderheiten erlaubten es nicht, einzelne Ziele oder kleine Gruppen von Zielen zu orten. Somit war nur das Lokalisieren von einem Massenstart der gegnerischen Langstreckenraketen möglich. Trotz dieser funktionellen Einschränkungen wurde am 31.Mai 1982 beschlossen, die Anlage in einen experimentellen Betrieb zu nehmen. Mit dem Beginn des Betriebes der Radare stellte sich ein weiteres Problem heraus: ein Bereich der Arbeitsfrequenz stimmte mit dem Frequenzbereich der zivilen Luftfahrt und der Meeresflotten europäischer Länder überein und beeinträchtigte somit dessen Sicherheit. Wegen der zahlreichen internationalen Beschwerden wurde das Signal, das sich im Kurzwellenradioempfang wie das scharfe Klopfen eines Spechtes anhörte, abgeändert. Dadurch bekam die Anlage eins ihrer berühmten Spitznamen -“russian woodpecker”. Speichermodul Im Obergeschoß des Rechenzentrums befindet sich ein Trainingsraum in dem das angehende Personal ausgebildet wurde. Um den Kampfgeist und das Gefühl der enormen Verantwortung der zukünftigen Spezialisten zu fördern, sind beinahe in jedem Raum üppige Tafeln mit Propagandasprüchen und Bildern angebracht. In einem anderen Raum, der fast einem Museum ähnelt, findet man Informatonstafeln über jeden zu der Zeit bekannten Raketentyp der NATO und über die strukturelle Organisation des SAC (Strategic Air Command) der USA. Eine weitere Tafel warnt vor den Plänen des nordatlantischen Bündnisses über die Aufstellung der Mittelstreckenraketen in Westeuropa. Auch der kommunistische Anführer W.I. Lenin wird hier zittiert: “Die militärische Aufrüstung der Bourgeoisie gegenüber dem Proletariat gilt als einer der wichtigsten Hauptfaktoren der heutigen kapitalistischen Gesellschaft.” Organisatorische Struktur der Strategic Air Command Infotafel über die Positionierung der Mittelstreckenraketen in Westeuropa “Die militärische Aufrüstung der Bourgeoisie gegenüber dem Proletariat gilt als einer der wichtigsten Hauptfaktoren der heutigen kapitalistischen Gesellschaft.” Militärische Intervention der USA in Grenada "26. Versammlung der KPDSU am 23. 02-3.03 1981" "Die Einheit des Volkes und der Partei" Informationen über Raketen der NATO Im zweiten Teil des Berichtes geht es um die Militärsiedlung von Tschernobyl - 2 und das Hilfssystem der Überhorizont - Radarstation, das unter Kennern als “der Kreis” genannt wird. TEIL II TEIL I