LostPlaces/Pripyat.de Tour Mai/Juni 2011
Tag III / III
Zum allerletzten Mal, zumindest während dieser Reise, fahren wir am Sarkophag vorbei. Danach folgen wieder das bereits bekannte “Pripjat 1970” Denkmal und etwas
später “die Betonfakkel”des AKW. Wie immer an dieser Stelle, melden sich die Dosimeter zu Wort. Hier verläuft die schmale Spur des ersten Fallouts. Dann folgt “die
Todesbrücke” und der Kontrollpunkt. Am Stadtrand von Pripjat geht es entlang der “Lessya Ukrainka” Straße zum 16 stöckigen Haus mit der Nummer 52...
“Fujiyama”,für die Abgelegenheit und untypische Kiewer Bauweise im Volksmund genannt, bietet es vom Dach eine fantastische Aussicht. Nach dem Aufstieg heißt es
erst mal tief durchatmen. Eigentlich ist bereits seit Anfang 2009 das Begehen von Dächern untersagt. “Fujiyama” befindet sich jedoch in einem relativ akzeptablen
Zustand, und bietet durch die Abgelegenheit wenig Möglichkeiten gesehen oder erwischt zu werden. Diese Gelegenheit lässt man sich einfach nicht entgehen...
Eine angenehme Brise kühlt nach dem atemraubenden Aufstieg der insgesamt 32 Treppenaufgänge passend ab. Das Dach an sich, scheint noch ziemlich intakt geblieben
zu sein, jedoch ist der Aufzugsüberbau aus Ziegelstein recht stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Diese Schäden sind typisch für alle Ziegelsteinbauten in Pripjat.
Die eingestürzte Schule # 1 und auch der Buchhandel sind ebenso aus Ziegelstein gebaut. Die Betonbauten werden noch um einiges länger standhalten.
“Fujiyama” befindet sich im 5. Stadtviertel von Pripjat. Vom Jahr zu Jahr verzeichnete die Stadt einen kontinuierlichen Zuwachs der Bevölkerung. Der Ausbau der weiteren
zwei Blocks des AKW und die Zuwanderung der Menschen aus den umliegenden Dörfern waren dafür die Ursache. Zum Zeitpunkt des Unfalls befand sich das neue
Viertel in der Ausbauphase, so dass einige Wohnhäuser nicht fertig gestellt werden konnten. Vom Dach des “Fijuyama” lässt sich das hervorragend anschauen.
Von “Fudjiyama” aus geht es entlang der dicht bewachsenen “Sportiwnaja Straße” zum Schwimmbad “Lasurnij” und anschließend zum Stadion. Am Schwimmbad teilen
wir und auf. “Lasurnij” zählt zu den “must-see” Sehenswürdigkeiten in Pripjat, wo ich auch schon mehrmals war, außerdem möchte ich das Schwimmbad ohne dort neulich
aufgetauchten Schmierereien in Erinnerung behalten und verzichte auf die Besichtigung. Nach der Kreuzung mit der “Helden von Stalingrad” Strasse führt anschließend
die “Gidroprojektowskaja” Straße an mehreren, zur linken Seite liegenden Wohnhäusern direkt zum Stadion, das mittlerweile mehr einem jungen Wald ähnelt.
Das Stadion befindet sich im 4. Stadtviertel und war zum Zeitpunkt des Unfalls nicht komplett fertiggestellt. Die Strahlung am Stadion liegt wie auch am Rummelplatz
deutlich über dem üblichen Durchschnitt für Pripjat. In den ersten Tagen nach der Katastrophe starteten von hier unzähligen Hubschrauber zum havarierten AKW.
Sand, Bor, Blei und Lehm wurden in Säcke gepackt und aus niedriger Höhe in den noch glühenden Reaktorkern abgeworfen. Die Aktion dauerte etwa zwei Wochen
bis eine gewünschte Wirkung erzielt wurde. Insgesamt wurden so mehrere zig tausend Tonnen Materialien als Absorber und zur Eindämmung des Brandes verwendet.
Im lockeren Schritt schlendern wir über die zugewucherten Straßen und Hinterhöfe der Stadt. Es ist etwas windig, die flatternden Blätter machen die gesamte Geräuschkulisse
aus. Die Stadt ist im Tiefschlaf. So gut wie nichts deutet auf die Anwesenheit der Zivilisation hin. Keine neugierigen Touristen (bis auf uns), noch nicht mal irgendwelche Fahrzeuge,
die sonst ab und an ein Hauch Leben in die verschlafene Landschaft bringen. Die “Straße der Völkerfreundschaft” führt uns zur bereits vor Jahren eingestürzten Schule # 1.
WEITERLESEN
Video # 1 Pripjat 360, Video # 2 Vom Dach des “Fujiyama”, Video # 3 Tschernobyl 2
Wohnblock in Pripjat